ex-HGR Coach Mike Novakovic im RGA Interview

aus: www.rga.de
vom: 30.1.2018
von: Andreas Dach

Novakovic: 700 Zuschauer sind normal Der Ex-Coach der HGR ist im Tal der Donau angekommen. Dort eilt er von Erfolg zu Erfolg.

Na, Mike Novakovic, sprechen Sie nach anderthalb Jahren im Donautal mittlerweile auch Schwäbisch?

Mike Novakovic (lachend): Nein, das steht ja nicht in meinem Vertrag, dass ich das muss. Im Gegenteil – die müssen wir von mir noch das dat und wat lernen, was ich aus dem Bergischen Land mitgebracht habe. Aber ich kann Sie beruhigen: Ich verstehe gut, was hier gesprochen wird. Es sei denn, die Hardcore-Schwaben unterhalten sich. Dann muss ich auch kapitulieren.

Im Juni 2016 haben Sie den Entschluss gefasst, gemeinsam mit Ihrer Frau Katarina ihre Zelte im Westen Deutschlands abzubrechen. Haben Sie es noch nicht bereut?

Novakovic: Nein, wir fühlen uns rundum wohl. Das Donautal ist meines Erachtens eine der schönsten Ecken Deutschlands. Bis zum Bodensee sind es mit dem Auto gerade mal 10 bis 20 Minuten. Nach Schaffhausen brauche ich eine halbe Stunde. Dass das Wetter hier stabil ist, brauche ich nicht extra zu erwähnen. Hier haben wir noch richtigen Sommer. Und wenn es mal knallt, dann für eine Stunde – danach ist es wieder schön.

Es gibt aber auch noch die Arbeit und den Sport.

Novakovic: Bei beiden habe ich es bestens angetroffen. Im Schwabenländle zählt nur Leistung. Die versuche ich auf allen Ebenen zu leisten. Ich arbeite im Logistikzentrum von Karl Storz in Neuhausen. Das ist ein Familienunternehmen, in welchem es um Medizintechnik geht. Und aus sportlicher Sicht kann ich auch nicht meckern. Die HSG Fridingen/Mühlheim ist in der ersten Saison unter meiner Regie gleich in die Württemberg-Liga aufgestiegen. Dort belegen wir gerade den dritten Tabellenplatz. Qualitativ ist das vergleichbar mit der Oberliga am Niederrhein.

Das alles in einer Region, die mit einem großen Herz für den Handball lebt.

Novakovic: Davon können Sie ausgehen. Mit einer Ausnahme kommen alle Spieler aus den beiden Dörfern Fridingen und Mülheim. Das ist dort ein ganz enger Zusammenhalt. Bei unseren Heimspielen sind 600 bis 700 Zuschauer. Was meinen Sie, was da los ist? Im Sommer haben wir zudem zwei große Turniere ausgerichtet.

Alles richtig gemacht also?

Novakovic: Ich überlege bestimmt nicht zufällig, meinen Vertrag vorzeitig zu verlängern. Irgendwie müssen Sie ein gutes Gespür haben – gerade heute Abend treffe ich mit Vereinsvertretern zusammen, um darüber zu sprechen. Ich denke, es wird klappen, auch wenn es einige andere attraktive Angebote gibt.

Bedeutet das, dass Sie der HG Remscheid und dem Bergischen keine Träne nachweinen?

Novakovic: Ich habe immer noch sehr gute Beziehungen dorthin. Was meinen Sie, was in meiner WhatsApp-Gruppe mit Carsten Mundhenk, Jacek Krajnik, Basti Munkel, Jörg Stursberg und Joscha Saalmann los ist? Da wird über alles diskutiert. Über Politisches, sonstiges Lebenswichtiges und den Handball. Und wenn ich dann zu meinem Geburtstag, wie kürzlich geschehen, eine Gratulation von meinem früheren Chef Ralf Hesse bekomme, freut mich das auch sehr.

Ihre Frau Katarina ist mit Ihnen ins Donautal gegangen, ihre Tochter Nina aber nicht.

Novakovic: Sie studiert in Siegen. Wir statten uns nach Möglichkeit immer wieder gegenseitig Besuche ab. Die paar freien Momente, die man hat, schenkt man doch gerne der Tochter. Sie hat aber schon angekündigt, nach Studienende nicht nachzukommen. Sie will lieber nach Köln ziehen.

Ihr Haus in Hennef haben Sie ja auch noch.

Novakovic: Wir haben es vermietet. Man weiß nie, was im Leben noch so alles passiert.

Stimmt. Dass Sie einmal mit einer Bordercolliehündin durchs Donautal spazieren würden, hätten Sie bestimmt auch nicht zwingend erwartet.

Novakovic: Nala ist fünf Jahre alt. Sie gehört zu unserem Leben dazu. Wir wollen die Zeit mit ihr nicht missen.

Das gilt auch für regelmäßige Besuche in ihrer serbischen Heimat. Die gehören ebenfalls zu ihrem Leben.

Novakovic: Die Jungs in meiner Mannschaft haben schon gefragt, ob wir nicht einmal ein Mini-Trainingslager in Belgrad machen können. Besser aber nicht. Dort gibt es so viele hübsche Mädchen und Frauen, dass sie sich hinterher alle verlieben und nicht mehr zurück wollen. Dann stehe ich plötzlich ohne Mannschaft da . . .

ZUR PERSON

MIKE NOVAKOVIC Der am 16. Januar 1970 in Belgrad geborene Mike Novakovic war zwischen 1986 und 1995 Profi-Handballer in der 1. jugoslawischen Liga. Ins Traineramt ist der Serbe 2004 beim LTV Wuppertal in der 2. Bundesliga eingestiegen. Seine längste Zeit als Trainer hat er bei der HG Remscheid verbracht, von 2007 bis 2014. Seit Juni 2016 lebt der Ehemann und Vater im Donautal und trainiert erfolgreich die HSG Fridingen/Mühlheim in der Württembergliga. Der Handballfachmann gilt als direkt und humorvoll, manchmal auch ruppig. Alle, die schon mit ihm zusammengearbeitet haben, wissen: Hinter seiner rauen Schale steckt ein weicher Kern.

 

Kategorisiert in: ,