SG Überruhr – HGR am 30.01.2016 | 14:30 (7:14)

Torübersicht: Seher; Leppak (n.e.) - Niese, Krajnik (je 7), Lewandowski (7/2), Voß (3), Steinhoff (2), Elbracht, Jähnichen (je 1), Baier, Völker; Seifert (n.e.).
Aus www.rp-online.de

von: Henning Schlüter

HG Remscheid demontiert Spitzenreiter Überruhr
Handball-Verbandsliga: Nach einer überragenden Vorstellung gewinnt das Team in der Höhle des Löwen mit 30:14

„Mister HG Remscheid“ witterte einen Zeitsprung. Kaum hatte ihm Sekretär Jörg Stursberg das Beweisfoto des Endergebnisses per WhatsApp geschickt, fragte der verhinderte HGR-Manager Ralf Hesse vorsichtig nach: „Das ist doch ein Aprilscherz, oder?“

Nein, war es nicht. Hesse hatte am Samstagabend schlicht eine Gala verpasst. Einen rauschenden Handball-Abend, wie man ihn nicht jeden Tag serviert bekommt. Und selbst altgediente HGR-Haudegen wie Klaus Jungjohann, der vor lauter Freude auf der Tribüne sogar den Schmerz der angerissenen Achillessehne vergaß, mussten lange nachdenken, um sich an eine ähnlich bärenstarke Vorstellung erinnern zu können: Im Spitzenspiel der Verbandsliga demontierte der neue Tabellendritte aus Remscheid den Tabellenführer SG Überruhr in dessen Halle mit 30:14 (14:7). Völlig verdient, auch in dieser Deutlichkeit. Denn die Gäste waren dem zuvor erst einmal besiegten Gastgebern an diesem Abend in jeder Beziehung eine Klasse voraus. Mindestens. Und bei nun nur noch fünf Punkten Rückstand auf Überruhr darf die HG Remscheid nun sogar wieder ein kleines Bisschen mit dem Titelgewinn liebäugeln.

Der Schlüssel zum Erfolg in der Höhle des Löwen war definitiv die Abwehr. Als ob sie bei der EM bei der deutschen Nationalmannschaft besonders genau gingeguckt hätten, agierte der Verbund so aufmerksam, aggressiv und variabel wie selten zuvor. Für Überruhr war die Deckung von der ersten Minute an ein unlösbares Rätsel, an dem auch Torhüter Christopher Seher mit 13 Paraden wieder seinen Anteil hatte.

Vorne lief es beim Gast auch wie am Schnürchen. Die anfangs extrem offensive SG-Deckung war für die Gäste ein gefundenes Fressen. Und als Essen beim 3:6-Rückstand (13.) endlich reagierte, war der HGR-Express längst heißgelaufen. Mit einstudierten Spielzügen wurde die Essener Abwehr vor dem ehemaligen Wermelskirchener Torhüter Robert Ante („Unglaublich. Während sich die HGR in einen Rausch gespielt hat, hat bei uns keiner Normalform gezeigt“) nach allen Regeln der Kunst in ihre Bestandteile zerlegt.

„Das ist der Handball, den ich mir vorstelle und auf den wir so lange hingearbeitet haben“, lobte Spielertrainer Lukas Steinhoff: „Das war das beste Spiel unter meiner Regie.“ Einzelne Spieler aus dem geschlossenen Remscheider Verbund hervorzuheben, verbot sich. Alle trugen ihren Teil zum Gelingen bei, alle hatten allen Grund, sich und den Sieg ausgelassen zu feiern. „Die Jungs überzeugen mich als Einheit“, sagte Co-Trainer Roland Halfmann nach seinem dritten Spiel auf der Bank: „Auch taktisch sind wir in der Lage, uns auf jeden Gegner während des Spiels einzustellen.“

„Einfach geil“ fand André Niese den Abend, der sich für seine beiden letzten, eher unterdurchschnittlichen Leistungen „unbedingt revanchieren wollte“. Derweil erlebte Routinier Jacek Krajnik (60 Minuten ununterbrochen auf dem Feld) einen überaus erfüllten Tag: „Ich war erst beim Trainerlehrgang in Essen, habe dann als Coach mit der dritten Mannschaft Spitzenreiter Panther III bezwungen und jetzt auch noch Überruhr – besser geht’s nicht.“

Perfekt war der Tag auch für Luca Lewandowski, der mit vielen Spielern aus Überruhr befreundet ist. Einen Wechsel zur SG schloss er aber aus: „Ich denke, nächste Woche fällt eine Entscheidung.“

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